LACHEN helfen
Grußadresse des Kommandeurs 7. Panzerdivision, Generalmajor Jürgen Ruwe, zum Wohltätigkeitskonzert LACHEN helfen am 20. Oktober 2001 in der Villa Hügel in Essen
Frau Ministerin Kraft, Herr Landtagspräsident, Herr Oberstleutnant d.Res. Thien, meine Damen und Herren!
Wir alle sind natürlich hierher gekommen, um uns heute Abend an der Musik zu erfreuen. Daher will ich Sie auch nicht allzu lange davon abhalten. Als Co-Schirmherr dieses Konzerts kann ich - ohne den musikalischen Darbietungen vorgreifen zu wollen - eines schon jetzt feststellen: Im Hinblick auf seine Zielsetzung ist das Konzert offenbar ein großer Erfolg. Ich freue mich - und war auch ein wenig überrascht - zu sehen, wer alles dieses Konzert unterstützt. Und ich möchte Ihnen bestätigen, wovon Sie natürlich ohnehin ausgehen; denn sonst hätten Sie sich ja nicht in dieser Weise engagiert: Ihre großzügige Unterstützung dient nicht nur einem guten Zweck; sie wird auch besonders effizient umgesetzt.
Die 7. Panzerdivision hatte in der ersten Hälfte dieses Jahres
den überwiegenden Anteil des deutschen Balkankontingents zu stellen.
Etliche der Herren, die Sie hier in Uniform sehen, wie z.B. meinen
Stellvertreter, Herrn Oberst Gareißen, waren dort eingesetzt. Wir sind
also mit den Verhältnissen in der Region gut vertraut. Ich selbst habe
meine Truppen mehrfach besucht und auch Ministerpräsident Clement hat es
sich nicht nehmen lassen, sich vor Ort ein Bild über die Situation dort
und den Einsatz der Bundeswehr zu verschaffen. Dabei sind wir allerorten
auf die Ergebnisse des Wirkens von Lachen Helfen gestoßen. Ich kenne
keine Hilfsorganisation, die effizienter arbeitet, und keine, die in
dieser Region effektiver ist. Der Unterschied zu anderen liegt einfach
darin, dass die Verteilung der Hilfsgüter durch die Truppe vor Ort
erfolgt. Und die weiß natürlich aus ihren täglichen Kontakten mit der
Bevölkerung, wo der Bedarf am größten ist, und sorgt für eine gerechte
Verteilung.
Nun wird diese Tätigkeit - ich sage das ganz offen - von den anderen
Hilfsorganisationen nicht immer mit größter Freude gesehen. Man glaubt
es kaum; aber auch in diesem Bereich gibt es Konkurrenz. Auch mit Blick
auf einen anderen aktuellen Schauplatz fühle ich mich manchmal an eine
Episode aus meiner ostwestfälischen Heimat erinnert. Als dort bei einem
Großbrand die Feuerwehr des Nachbarortes auftauchte, wurde sie mit den
klassischen Worten empfangen: „Dat is use Füer.“ (Dies ist unser Feuer)
- um Unklarheiten hinsichtlich der Besitzverhältnisse gar nicht erst
aufkommen zu lassen.
Meine Damen und Herren, ich hoffe doch, dass hier unter den meisten
Anwesenden Einigkeit herrscht: Auf humanitäre Hilfe gibt es kein
Monopol.
Es ist allerdings keine Frage, dass dieses Engagement uns auch
bei der Erfüllung unseres Auftrages hilft. Es erhöht die Akzeptanz
unserer Soldaten bei der Bevölkerung gleich welcher ethnischen
Zugehörigkeit. Die Aufgabe dort kann man dauerhaft aber nur lösen, wenn
man das Vertrauen der Bevölkerung hat.
Wer einmal in Bosnien-Herzegowina oder im Kosovo erlebt hat, was man
durch diese Hilfe bewirken kann, und Kinder wieder lachen sieht, der
kann sich der Faszination dieses Unterfangens nicht entziehen. Und ein
friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Ethnien in jener Region
kann man nur über die Jugend erreichen.
Die beiden Projekte, die durch den Erlös des heutigen Abends
verwirklicht werden können, sind in ganz besonderem Maße geeignet,
jungen Menschen Chancen für die Zukunft und Perspektiven für ein
friedliches Miteinander zu eröffnen:
· Dies ist zum einen der Bau einer Bildungsstätte für körperbehinderte
Mädchen im Kosovo, genauer gesagt in PRIZREN,
· und zum anderen der Wiederaufbau eines multi-kulturellen
Jugendzentrums im bosnischen TRNOVO, das jungen Serben, Bosniern und
Kroaten wieder als gemeinsame Begegnungsstätte dienen soll.
Der erwachsene Teil der Bevölkerung ist - vielleicht verständlich - überwiegend so tief von den schrecklichen Erlebnissen des Bürgerkrieges und dem daraus erwachsenen Hass geprägt, dass wir wohl nicht so sehr viel an Versöhnung bewirken können. Von einem auch nur halbwegs friedlichen Zusammenleben der unterschiedlichen Volksgruppen ist man noch weit entfernt. Und wenn man in einigen Gegenden auch schon wieder ein prosperierendes Wirtschaftsleben sehen kann; in anderen Bereichen finden wir auch noch bitterste Not und Armut.
Es gibt also auch in Zukunft noch viel zu tun. In allererster Linie für die Politik, sicher auch für die Wirtschaft, sobald die Verhältnisse wieder einigermaßen stabil sind, und leider wohl auch noch über längere Zeit für die Streitkräfte und ganz gewiss auch für Lachen Helfen. Ich empfehle den Verein auch weiterhin Ihres Wohlwollens und danke Ihnen nochmals für Ihre Unterstützung.
Uns allen wünsche ich nun einen schönen Abend und den musikalischen Genuss, den wir von diesem Konzert und seinem Interpreten Prof. Bloch sicher erwarten können.